22. September 2020

Die Rückkehr der Legion

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Die Rückkehr der Legion

Ein Zufall, eine Hand aus Bronze und der Letzte seiner Zunft.

Durch ein Gespräch unter Kollegen habe ich zufällig erfahren, dass 2018 eine große Oö. Landesausstellung über Römer in Enns geplant ist. Ich erinnerte mich sofort daran, dass ich vor einigen Jahren verschiedene Fragmente von römischen Schrifttafeln aus Enns untersucht habe.

Diese Fragmente aus Bronze untersuchte ich damals im Labor der Oö. Landesregierung mittels TXRF (Total Reflection X-Ray Fluorescence). Bei dieser Methode werden minimalste Probenmengen auf einen reflektierenden Quarzprobenträger aufgebracht und mit einem Röntgenstrahl, der auf diesen reflektiert wird, angestrahlt. Die dabei entstehende Röntgenfluoreszenz-Strahlung gibt Auskunft über die Zusammensetzung des Probenmaterials. Dabei benötigt man so wenig Material, dass es ausreicht den Probenträger an dem Probenstück zu reiben. Die damals ermittelten Ergebnisse waren sehr interessant, wurden aber leider niemals veröffentlicht. Nur wenige Tage, nachdem ich von der geplanten Ausstellung erfahren habe, rief ich den Archäologen Dr. Stefan Traxler vom Oö. Landesmuseum an, um ihm von den damals untersuchten Proben und den Ergebnissen zu erzählen. Er kannte die Proben und war sehr an den Ergebnissen interessiert.  Bald darauf lud er mich sich n Büro ein, da er mir einiges zeigen wollte, dass nur darauf wartete untersucht zu werden. Als ich dort war, lag auf dem Tisch eine überdimensionale Hand aus Bronze, ein Fragment von einer Reiterstatue eines römischen Kaisers. Wir sind uns schnell einig geworden, dass ich versuchen werde einen Messtermin am Atominstitut Wien zu bekommen. Dort steht meine wunderbare TXRF-Anlage, die nach meinem Abgang vom Labor der Oö. Landesregierung, dorthin verliehen wurde. Univ.Prof. Dr. Peter Wobrauschek hat mir versprochen, dass ich dafür, dass er dieses Gerät zur Verfügung gestellt bekommen hat, ich jederzeit vorbeikommen kann um zu messen, was immer ich will. Das war der Zeitpunkt, dieses Versprechen einzulösen. Und ein zweites Versprechen habe ich auch bekommen. Ich darf, wenn ich ins Atominstitut komme, den dort in Betrieb stehenden Versuchsreaktor besichtigen. Und so kam es, dass Dr. Stefan Traxler, mein Kollege Matthias Müller und ich nach Wien mit einer Menge Bronzeproben im Gebäck aufbrachen, um diese dort zu untersuchen. Anschließend durften wir in den aktiven Reaktor, den Letzten seiner Zunft, blicken, und sahen dort ein blaues Leuchten, die Tscherenkow-Strahlung.  Die Ergebnisse dieses Ausflugs wurden im Begleitband zur Oö. Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion“ veröffentlicht (siehe PDF) und waren auch auszugsweise in der Ausstellung zu sehen.

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About the Author

1962 in Gmunden geboren, maturierte an der HTL für chemische Betriebstechnik in Wels | Studium (Jazzposaune) am Brucknerkonservatorium in Linz | Anton Bruckner Privatuniversität - Studium für Klassische Komposition (Master of Arts) - Musiktheorie (Bachelor of Arts) | Jazz-Posaunist und Bandleader | internationale Konzerte und Jazz-Festivals ua. in Russland, Italien, Ungarn, Belgien und Deutschland | Produktion international erfolgreichen Tonträgern mit verschiedenen Formationen im Bereich Blues, Jazz, Rock und Popularmusik, beteiligt. | Komponist in der Film- und Fernsehmusik.

Hermann Miesbauer

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