20. September 2020

Die Gärten von New York

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Die Gärten von New York

Flowers on a rooftop

Traffic Blues

Nie gesehen, manchmal geht alles ganz schnell und am Ende tanzen die Lichter der Stadt zu meiner Musik.

An einem Donnerstagabend im Herbst 2007 bekam ich einen Anruf von Gerhard Pirner („Prospera“ Produktionsfirma Pirner und Hofer).

Er fragte mich, ob ich für einen Film über die Gärten von New York die Musik schreiben könnte. Natürlich hätte das kein wirkliches Problem dargestellt, wenn da nicht einige erschwerende Umstände gewesen wären. Die Musik sollte innerhalb von zehn Tagen geschrieben, abgenommen und produziert werden.

Ich dachte kurz zwei Sekunden darüber nach und sagte dann zu, diesen ziemlich unmöglichen Auftrag zu übernehmen. Es stellte sich dann heraus, dass noch einige weitere Problem auf mich warteten.

Eines bestand darin, dass es damals noch nicht so einfach war, große Datenmengen, also einen Film, zu verschicken. So musste ich als Ausgangspunkt für meine Kompositionen mit verbalen Beschreibungen der Szenen und genauen Sekundenangaben vorliebnehmen. Bei genauer Betrachtung erschien es aussichtslos, alles in der vorgegebenen Zeit zu schaffen. Augen zu und durch, einfach anzufangen, ist die beste Option, wenn man glaubt, es kann sich niemals ausgehen.

Nach einigen Telefonaten hatte ich Listen mit den Beschreibungen von Szenen und dazugehörigen genauen Sekundenangaben... Und so schrieb ich los... immer abends nach der Arbeit, bis spät in die Nacht. Innerhalb von drei Tagen hatte ich den Großteil der Musik beisammen. Walking bass lines für Taxifahrten von 21, 24 oder 25 Sekunden Länge, lyrische Nummern für Szenen in den Parks und eine romantische Jazzballade für den Mond. Der grandiose Thomas Mandel hat dann die Musik eingespielt. Nach gerade mal zehn Tagen war es getan. Kurz darauf hat ARTE den Film abgenommen.

Eine Redakteurin schrieb anschließend an die Produktionsfirma (Prospera). In dem E-Mail bedankte sie sich dafür, wie toll der Film ist: Die Protagonisten, die Bilder und vor allem die Musik!

Als ich später zum ersten Mal den Film sah, war ich überrascht, wie sehr die Bilder dem glichen, was sich mein Kopf ausgemalt hat. Aber meine absolute Lieblingsszene hat mich dann doch total überrascht und berührt. Sie spielt auf einem Dachgarten in der Dämmerung, Vogelgezwitscher und Kinderstimmen wie in einem Dorf, und plötzlich tanzen die Lichter der Stadt zu meiner Ballade, auf den Windschutzscheiben der Busse am Broadway (siehe Video).

Jahre später, als ich von der Arbeit nach Hause kam und den Fernseher aufdrehte, lief wieder einmal „Die Gärten von New York“ im bayerischen Rundfunk. Es waren nur mehr die letzten Minuten… Ich holte mir schnell einen guten Whisky und wartete stolz darauf, dass mein Name im Abspann läuft.

Die Ausgangssituation für das Projekt war nicht sehr gut. Es hätte alles Mögliche passieren können bis hin zur totalen Niederlage... aber es wurde ein kleiner Triumph!

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About the Author

1962 in Gmunden geboren, maturierte an der HTL für chemische Betriebstechnik in Wels | Studium (Jazzposaune) am Brucknerkonservatorium in Linz | Anton Bruckner Privatuniversität - Studium für Klassische Komposition (Master of Arts) - Musiktheorie (Bachelor of Arts) | Jazz-Posaunist und Bandleader | internationale Konzerte und Jazz-Festivals ua. in Russland, Italien, Ungarn, Belgien und Deutschland | Produktion international erfolgreichen Tonträgern mit verschiedenen Formationen im Bereich Blues, Jazz, Rock und Popularmusik, beteiligt. | Komponist in der Film- und Fernsehmusik.

Hermann Miesbauer

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